PROGRAMM 2024 - CRÉATIONS

«Wir möchten in unseren Konzerten einen neuen Klangkörper entstehen lassen, der sich mischt, verzerrt und sich wieder zu einem Ganzen fügt. Wir wollen nicht nur neue Klänge kreieren, sondern auch neue Stücke für diese ungewöhnliche kammermusikalische Kombination uraufführen. Das Programm bildet unsere eigenen persönlichen Interessen ab und gibt bekannten und weniger bekannten Komponist:innen für verschiedene Duokombinationen eine Plattform. Die Klangerzeugung von Akkordeon und Harfe stehen sich gegenüber und kreieren gemeinsam etwas Neues. Ein Konzert, gefüllt mit Kreationen und Neuheiten, welche zusammen zu einem Ganzen verschmelzen: «CRÉATIONS»

DUO BARATTA JETZER

CRÉATIONS

Joanne Baratta und Seline Jetzer verbindet die grosse Passion für zeitgenössische Musik. Neben adaptierten Werken für ihre Kammermusikkombination möchten sie mit der Vergabe zweier Auftragswerke für das neue Programm «CRÉATIONS» die Literatur für die ungewöhnliche Kombination explizit fördern. Mit Xavier Dayer und Urban Mäder konnten sie zwei erfahrene Komponisten mit ganz unterschiedlichem Kompositionsstil für diese Tournee gewinnen.  
Xavier Dayer ist in Bern wohnhaft und Dozent für Komposition und Musiktheorie an der Hochschule der Künste Bern und ab dem 1. August 2024 der neue Direktor des Departements Musik der Zürcher Hochschule der Künste. Urban Mäder lebt in Luzern und ist als Komponist und Improvisator tätig. Er ist vor allem durch seine interdisziplinären Projekte im Bereich der Musikperformance mit Raum- oder Landschaftsbezug bekannt.

Als Gegenpol zu den beiden Auftragskompositionen werden drei Stücke aus dem Barock und der Frühklassik zu hören sein. Die chronologische Mitte des Konzertprogramms wird durch die «vier kleinen Duette Wotq 115» von Carl Phillip Emanuel Bach definiert. Die Besetzung der Duette ist mit Tasteninstrumenten (Orgel, Cembali oder Klavier) relativ offen formuliert, was nicht untypisch für die barocke Aufführungspraxis war. Baratta und Jetzer gehen bei der Interpretation der Besetzung etwas weiter, wobei das Akkordeon die Voraussetzung des Tasteninstruments erfüllt und die Harfe häufig im barocken Zeitalter mangels originaler Literatur Werke für Laute oder Tasteninstrumente interpretierte.  Das Konzertprogramm wird umrahmt vom «Première Duo op.5» des tschechischen Harfenisten und Komponisten Johann Baptist Krumpholtz (1742-1790) und den «zwei Duette op. 7 über Themen von Krumpholtz» des französischen Komponisten Guillaume Pierre Antoine Gatayes (1774-1846). Der musikalische Kreis schliesst sich, da Gatayes in seinem Werk Themen des zu Anfang des Konzertes gehörten Komponisten, J. B. Krumpholtz, kompositorisch verarbeitet. Die Kreation findet hier durch eine Transformation bereits bestehender Themen statt, einem Prozess, der in der ganzen musikhistorischen Geschichte immer wieder auf vielfältigste Weise verwendet wurde. Das Duett von Krumpholtz wurde original für zwei Harfen komponiert und Gatayes’ Werk für Klavier und Harfe, einer Besetzung, die vor allem zwischen 1780 bis ungefähr 1915 ihre Blütezeit erlebte. 

Das Konzertprogramm «CRÉATIONS» kreiert neue musikalische Literatur und zeigt mit der Vergabe der beiden Auftragswerke die eigenen persönlichen Vorlieben der Musik des DUO BARATTA JETZER mit Fokus auf zeitgenössische Originalliteratur auf. Im Wechselspiel mit den Duetten von Bach, Krumpholtz und Gatayes findet eine Wechselwirkung von Dissonanz und Konsonanz auf mehreren Ebenen statt und soll das Publikum in verschiedene musikalische Welten eintauchen lassen. 

PROGRAMM

J.B. Krumpholtz (1742-1790) - Première Duo op.5

Xavier Dayer (*1972) - Création 1: Ars Magnesia (2024) 

C.Ph. E. Bach (1714-1788) - Vier kleine Duette für zwei Tasteninstrumente Wotq 115 

Urban Mäder (*1955) - Création 2: zupfen, dämpfen, ziehen und stossen (Arbeitstitel) (2024)

G. P. A. Gatayes (1774-1846) - zwei Duette op. 7 über Themen von Krumpholz

PROGRAMM 2023 - MIROIR

«Wir möchten in unseren Konzerten Spiegelungen hervorheben, die sich mischen, verzerren und wieder zusammen zu einem Ganzen finden. Wir wollen nicht nur von Spiegelungen erzählen, sondern diese auch hörbar machen. Das Programm bildet zudem unsere persönlichen Interessen, sowie wichtige Werke und Komponist*innen für die Entwicklung unserer Instrumente ab. Die Klangerzeugung von Akkordeon und Harfe stehen sich gegenüber und Epochen und einzelne Werke reflektieren sich ineinander. Ein Konzert gefüllt mit Spiegelungen und Gegensätzen die zusammen zu einem einzigen Klangkörper fungieren: «MIROIR» 

DUO BARATTA JETZER

MIROIR

Das neue Programm 2023 steht ganz im Namen von Arvo Pärts Spiegel im Spiegel. Die Spiegelungen werden nicht nur im namensgebenden Werk hörbar, sondern auch im gesamten Konzertablauf. Die Werke stehen gespiegelt zueinander und arbeiten mit Spiegelungen in sich, sodass am Ende Spiegelungen auf mehreren Ebenen stattfinden.

Für Baratta und Jetzer ist es von elementarer Bedeutung, dass sie für ihre Konzertreihen ein Konzept mit einem übergeordneten Thema entwickeln, welches die Stücke als Spannungsbogen über das Konzert hinweg vereint. Beide besitzen eine Faszination für die klassisch-zeitgenössische Musik, darunter auch die Minimal Musik. Folglich fanden beide schnell Gefallen an den Werken des estnischen Komponisten Arvo Pärt. Neben seinem wohl bekanntesten Werk «Spiegel im Spiegel» waren sie auch von «Pari Intervallo» sehr angetan, da es sich ausgesprochen gut für die Kombination Harfe und Akkordeon adaptieren lässt. Mit den beiden Werken von Pärt entsteht neben zwei meditativen Ruhepunkten auch eine programmatische Spiegelung innerhalb des Konzertablaufs.

Bei der Planung der ersten Tournee 2022 «HISTOIRES» entdeckte das DUO BARATTA JETZER Konzerte für Harfe und Orchester, bei welchem das Akkordeon den Orchesterpart übernahm. Die Mischung des solistischen Harfenparts und des orchestralen Akkordeonklangs überzeugte sie dabei sehr. Aus diesem Grund entschieden sie sich für die Konzertreihe MIROIR für das Werk «danse sacrée et danse profane» von Claude Debussy. Claude Debussy war ein wichtiger Komponist in der Geschichte der Harfe. Die beiden Tänze wurden als Auftragswerk der Pariser Firma «Pleyel» für die Propagierung der neuen «chromatischen Harfe» aufgegeben.

Spiegelnd zu einem historisch bedeutenden Komponisten für die Harfe, wurden mit César Franck und Georg Friedrich Händel auch zwei massgebende Komponisten für die Entwicklung des klassischen Akkordeons gewählt. Neben den zahlreichen Orgelwerken schrieb César Franck auch diverse Stücke für das Harmonium, der kleinen Hausorgel und dem direkten Vorläufer des Akkordeons. Das Werk «Prélude, Fugue et Variation» ist eine fantastische Mischung aus einer Spiegelung in sich, insbesondere mit dem fugierenden Thema und dem wiederkehrenden Präludiums-Thema. In «Prélude, Fugue et Variation» treffen gleichzeitig zarte, virtuose und explosive Themen und Melodien aufeinander.

Georg Friedrich Händel komponierte viele kleinere und grössere Suiten für ein oder mehrere Cembali. Werke für Cembalo sind klanglich häufig einfach adaptierbar auf andere Instrumente. Zudem war es im Barock üblich, dass die Werke nicht starr an ein Instrument gebunden waren und ein freier Umgang mit der Besetzung vorherrschte. In der gewählten instrumentalen Kombination bleibt die Harfe in der «Suite in c-Moll HWV 446 für zwei Cembali» dem gezupften Cembaloklang sehr nahe, wobei der tragende und angeblasene Ton des Akkordeons eher an eine Orgel erinnert.

Die Spiegelungen führen durch das ganze Konzert und kommen in den Komponisten, den fugierenden Themen und den wiederkehrenden Melodien vor. Auch die gegensätzlichen Instrumente können als eine Art verzerrte Spiegelung gesehen werden. Denn trotz der unterschiedlichen Anspielweise fungieren beide als ebenbürtige Harmonieinstrumente.

PROGRAMM

Claude Debussy (1862-1918) - Danse sacrée et danse profane  (1904)  

Arvo Pärt (*1935) - Pari Intervallo (1976)

César Franck (1875-1937) - Prélude, fugue et variation op. 18 (1864)

Arvo Pärt (*1935) - Spiegel im Spiegel (1978)

Georg Friedrich Händel (1685-1759) - Suite in c-Moll HWV 446 

PROGRAMM 2022 - HISTOIRES

«In unseren Konzerten möchten wir Geschichten erzählen. Nicht nur die Geschichte der Musik, sondern auch die von Regionen, Epochen, des Tangos und die Geschichte unserer Instrumente. Wir wollen die Geschichte erzählen vom Entstehen eines neuen Klangkörpers, wie auch von Märchen und Fantasien ohne Worte. Ein Konzert gefüllt mit Geschichten, HISTOIRES.» 

DUO BARATTA JETZER

HISTOIRES

Für Akkordeon und Harfe als kammermusikalische Besetzung gibt es kaum Originalliteratur. Da beide harmonische Instrumente sind und sich vom Klang her deutlich unterscheiden, ist dabei ein grosser Vorteil. So können viele Stücke, unter anderem auch vierhändige Werke für Klavier, übernommen werden. Das Spannende daran ist, dass dabei neue Klangkombinationen und -erlebnisse entstehen, die bei der originalen Besetzung zum Teil ungeachtet bleiben. 

Bei der Vertonung von Märchen komponierte Maurice Ravel eine erste Fantasie «La belle au bois dormant» als Klaviermusik zu vier Händen. Später schrieb er inspiriert von Märchen und Erzählungen weitere Sätze, die er zu einem Zyklus zusammenführte und mit dem Untertitel «Contes de ma mère l’oye» versah. Nach der Uraufführung 1910 und grossem Publikumserfolg orchestrierte Ravel die Stücke und schuf eine fünfsätzige Orchestersuite. Mit unserer speziellen Kammermusikkombination können wir neben den sehr intimen klanglichen Feinheiten, die in einem Kleinensemble entstehen, auch die einzelnen Orchesterstimmen hervorheben. Da sich unsere Klangfarben zum Teil stark unterscheiden, das Zupfen der Harfe und das Anblasen der Töne des Akkordeons, können wir zarte musikalisch detaillierte Momente kreieren, wie auch als ein einziger Klangkörper fungieren, bei welchem sich die Klänge und Harmonien vermischen. Das Werk «Ma mère l’oye» von Maurice Ravel erscheint uns daher für die Kombination Harfe und Akkordeon perfekt. 

Um das Orchestrale vom Akkordeon noch mehr hervorzuheben und musikalisch in die Vergangenheit zu reisen, entschieden wir uns zudem für das Harfenkonzert in G-Dur von Georg Christoph Wagenseil in Kammermusikformation. Dabei schlüpft das Akkordeon ganz in die orchestrale Funktion, indem es den Streichorchesterpart übernimmt und so auf eine ganze neue Art erklingt. Trotz der Funktionsverteilung von Soloinstrument und Begleitung erklingen die Instrumente immer wieder im Dialog miteinander und es scheint, als würden sie gemeinsam sprechen. 

Ein wichtiger Komponist für das Akkordeon, respektive das Bandoneon, ist Astor Piazzolla. «Histoire du Tango» ist ein Werk, welches die Geschichte des Tangos musikalisch erzählt. Der Tango, ursprünglich auf Flöte und Gitarre gespielt, wird heutzutage in verschiedenen Formationen auf die Bühne gebracht. Für uns ein idealer Musikstil, der zur Kombination Harfe und Akkordeon passt, denn unsere Instrumente sind sowohl Harmonie-, als auch Melodieinstrument. Tango, und vor allem auch die Musik von Astor Piazzolla ist neben der prägnanten Rhythmik sehr melodiös gesetzt. Daher werden wir uns in der Melodie und der Begleitfunktion fliessend abwechseln.

In unserem Programm darf ein Originalwerk für die Besetzung Harfe und Akkordeon nicht fehlen. Für diese Konzertreihe entschieden wir uns für das Duo vom französischen Komponisten Alexandre Ouzounoff, «La Nébuleuse de L’Eskimo» (2010).